Rory Gallagher Biographie von Gerry McAvoy

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Rory Gallagher Biographie von Gerry McAvoy

Beitragvon rené keller » 02.03.2008, 16:49

On the road - Mein Leben mit Rory Gallagher und Nine Below Zero
von Gerry McAvoy


Beim Autor von dieser Biographie handelt es sich um Rory Gallaghers langjährigen Wegbegleiter, seinem Bassisten Gerry McAvoy, welcher heute bei Nine Below Zero mitspielt. Gerry McAvoy wurde am 19.12.1951 in Belfast geboren. Sein Vater war sympathisierte offen mit der IRA (Irish Republic Army) und wurde später selbst Opfer eines Anschlags.

Dass Gerry McAvoy hauptberuflich Bassist und nicht Schriftsteller ist, merkt man schnell. Das Buch hebt sich stilistisch und grammatikalisch nicht gross vom Aufsatz-Niveau eines 6. Klässlers ab. Die Schuld kann trotzdem nicht nur ihm in die Schuhe geschoben werden, höchstens eine Teilschuld durch seine Wahl des völlig unbegabten Co-Autors (falls er diesen überhaupt selbst ausgewählt hat). Auch Uebersetzer und Lektor (es weist zahlreiche grammatikalische Fehler auf!) haben das Werk wohl mitvermurkst.

Besonders nervt auch der chronologische Durcheinander. So wechselt die Geschichte wahllos und beliebig zwischen verschiedenen Jahren und Jahrzehnten hin und her. Dies kann, falls es jemand beherrscht, ein durchaus interessantes Stilmittel sein. Hier aber verwirrt es nur. Als Beispiel dieser Schnitzer:
McAvoy erzählt von der Band Café Racers, welche er angeblich ende der 80er Jahre in einem Club gehört habe und welche sich kurz darauf in Dire Straits umbenannten. Kennern von Mark Knopflers Gruppe dürfte jedoch bekannt sein, dass die Dire Straits bereits 1978, also ende der 70er Jahre ihr Debüt mit dem Hit „Sultans Of Swing“ auf den Markt brachten.

So, nun genug gemotzt betreffend Stil, Grammatik etc. Das Buch ist für Fans von Rory Gallagher trotz diesen Mängeln durchaus interessant und spannend zu lesen. Besonders wundert man sich über den verschrobenen Charakter des Gitarren-Helden. So war er, sofern McAvoy’s Aussagen Glauben geschenkt werden kann, äusserst geizig was die Bezahlung seiner Mitmusiker anging. Die damit eingehende Unzufriedenheit betreffend der bezahlten Entschädigungen für veröffentlichte (und kommerziell äusserst erfolgreiche) Aufnahmen und die schlecht bezahlten Gagen bezw. wöchentlichen Gehälter zieht sich dann auch durch das Buch wie ein roter Faden. Was Schlagzeuger betrifft war Gallagher äusserst heikel und hat diese mit seiner ständigen Kritik offenbar schier zum Wahnsinn getrieben (als Amateur-Gitarrist kann ich ihn dennoch verstehen: das Schlagzeugspiel trägt massgeblich zu Erfolg oder Nichterfolg des Gesamtsounds einer Band bei). Erwähnenswert auch Rory’s ausserordentliche Unfähigkeit jemandem etwas verzeihen zu können. Er vergass es nie, wenn ihm jemand ein Unrecht antat und war auch nie dazu bereit, jemandem etwas zu verzeihen (prominente „Opfer“ seines elefantengleichen Gedächtnisses waren unter anderem Bob Geldof und Johnny „Rotten“ Lydon). Auf der positiven Seite seines Charakters stand seine ausserordentliche Sanftmütigkeit und natürlich sein einzigartiges musikalisches Talent, welches heute noch, Jahre nach seinem Tod, generationenübergreifend bewundert wird. Er beherrschte die Gitarre wie kein anderer, spielte ausgezeichnet Slide und verfügte zudem über eine exzellente Zupftechnik auf der akustischen Gitarre. Dazu kam sein Können auf der Mandoline und als Saxophon- und Mundharmonika-Spieler. Sein Gesang klang einzigartig, nicht virtuos oder besonders gut, jedoch passte er hervorragend zu seinem Musikstil.
Gerry McAvoy weist im Buch auch auf diese positiven Seiten hin und war während mehr als 20 Jahren ein loyaler und treuer Begleiter und, nach einiger Zeit, auch Freund und Kumpel. Für die Fans der R&B-Szene aufschlussreich ist das „who is who“ der irischen Szene und lehrreich die Informationen wer wann mit wem zusammengespielt hat, wie verknüpft die Szene war, und wie ehemalige Begleitmusiker sich nach der Zusammenarbeit mit Rory in der Band Nine Below Zero um den Gitarristen und Sänger Dennis Greaves wieder zusammengefunden haben.
Obwohl das Buch „mein Leben mit Rory Gallagher und Nine Below Zero“ heisst, ist denjenigen, welche sich nur für Nine Below Zero interessieren davon eher abzuraten, da diese viel zu kurz kommen und es kaum Wissenswertes über diese Band enthält.

Zusammengefasst muss ich, wie bereits eingangs erwähnt, diesem Lesewerk für Grammatik, Stil und Uebersetzung schlechte Noten geben. Wer Rory Gallagher mag, wird an diesem Buch aufgrund der darin enthaltenen Informationen trotzdem seine Freude und wie ich, die knapp 300 Seiten in kurzer Zeit verschlungen haben. Wer gerne Rockmusik hört und Rory Gallagher noch nicht kennt, dem sei dringend geraten, sich sofort eine CD (als Tipp für die Liebhaber akustischer Musik z.B. "Wheels Within Wheels", welche ich mir vor einigen Tagen besorgt habe) zuzulegen und dann wünsche ich viel Vergnügen beim Anhören dieses genialen Musikers!




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