Aus Haruki Murakamis Roman, Mister Aufziehvogel.
Für Träumer und Träumerinnen.
Ich bin in einer so aufgelösten Form. In einer undurchsichtigen
Luftschicht. Sie fühlt sich rau und hart an. Kalt wie Wasser.
Die Zeit schwankt, die Kontinuität ist verdreht, die Schwerkraft
erschüttert.
Mir ist, als waberten uralte Erinnerungen wie Dampf aus dem
Abgrund der Zeit herauf.
Mein genetisches Erbe. In meinen Zellen spühr ich die extreme
Spannung der Evolution.
Die Erde expandiert, erkaltet und zieht sich zusammen.
Ich verstehe nichts.
Der Ozean wird zur einer gigantischen Idee.
Auf seiner Oberfläche tropft lautlos Regen.
Gesichtslose Menschen stehen am Strand und schauen auf
das Meer.
Die endlose Zeit wird zu einem riesigen Knäuel, das sichtbar
in der Luft schwebt.
Das Nichts verschluckt uns Menschen und ein noch grösseres Nichts
verschluckt das Nichts. Das Fleisch schnmielzt von den Körpern und legt
die blanken Knochen frei, wird zu staub, vom Wind verweht.
Absolut tot, sagt jemand. Kuckuck, sagt ein anderer.
Mein Körper löst sich auf, zerberstet und ist im Begriff sich neu zusammenzusetzen.
Ich lieg im Bett - nackt. Es ist stockdunkel. Keine rabenschwarze Finsternis,
aber ich kann nichts sehen. Ich bin allein.
Ich greife neben mich, es ist niemand da.
Ausgesetzt am Rande der Welt.
Ich bin alleine zurückgeblieben.
Ab und zu weine ich, lautlos.
Weine um alles, was ich verloren habe. Und um das was noch nicht verloren gegangen ist.
Ich denke mich weich in Arme - warm verstreicht die Zeit.
Und irgendwann wird leise der Tag anbrechen.
Ich überlege mir wie ich es dann sagen kann.
Wie soll ich mich wecken. Es gibt viele Möglichkeiten, viele Redewendungen.
Wird meine Stimme gut klingen? Wird sich meine Botschaft durch die wirkliche Luft
schwingen?
Ich probiere im Stillen einige Wendungen aus.
Ich werde mich für die schlichteste entscheiden.
Es ist Morgen.